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KPS

Die Karl-Popper-Schule hat im Sommer 2019 ihre Arbeit als gymnasiale Sekundarstufe I aufgenommen. Bis zur Genehmigung der Oberstufe arbeiten die Absolventen der Sekundarstufe I in der Karl-Popper-Kollegstufe weiter; hier werden sie zum externen Abitur (hessisches Landesabitur) geführt.

Im Mittelpunkt der KPS steht eine in Deutschland neue Form der individuellen Förderung, die es möglich macht, die Entwicklung der einzelnen Schülerinnen und Schüler von dem Lernfortschritt einer Klasse zu lösen. Aus den Bedürfnissen der Hochbegabtenförderung entwickelt, bietet die KPS Möglichkeiten für individuelle Beschleunigung, aber auch für Verlangsamung, wenn besondere Bedürfnisse dies nahelegen — wie etwa nach früher Einschulung und mehrfachem Springen, nach längerer Krankheit oder Umzug aus einem anderen Bundesland. Die Karl-Popper-Schule will sicherstellen, dass ihre Schülerinnen und Schüler Eigeninitiative und persönliches Engagement für ihre Lernarbeit  entwickeln und die Kooperation mit den Anderen für sie zur Chance und Erweiterung wird.

Der Unterricht

Überblick

  • Der Schultag beginnt ab 7.30 Uhr mit Frühstück (offener Anfang, vor allem für berufstätige Eltern gedacht). Der Unterricht findet von 9.00 bis 16.00 Uhr statt. Verlässliche Betreuung bis 16.30 Uhr.
  • Die Lehrerinnen und Lehrer (LuL) sind im Rahmen ihres Stellenzuschnitts ganztägig anwesend. Der Tag ist nach Arbeitsformen, nicht in Schulstunden gegliedert.
  • Die Schülerinnen und Schüler (SuS) arbeiten in Zweijahresgruppen mit flexibler Verweildauer zwischen einem und drei Jahren (Stammgruppen).
  • Die Stammgruppen arbeiten überwiegend in einem gemeinsamen Großraum – etwa 320 m2 – der hufeisenförmig um den begrünten Schulhof liegt und mit flexiblen Sitzgruppen,  Tischen und Regalen den Bedürfnissen der SuS angepasst werden kann. Wenn unterrichtliche Zwecke das nahelegen, arbeiten die SuS in ihrem Stammgruppenraum. Sensible Kinder können in kleinen Räumen in Kleinstgruppen arbeiten.

Der Unterricht ist in vier Grundformen organisiert. Diese liegen für alle Schulstufen auf jeweils der gleichen Zeitleiste, so dass einzelne Schüler auch andere Stammgruppen besuchen können.

Drei der vier Grundformen des Unterrichts führen Inhalte – von einem für eine Stammgruppe gemeinsamen Start ausgehend – in Differenzierung weiter und schließen sie mit forschendem Arbeiten ab.

Die Differenzierung erfolgt auf der Basis des „Parallelcurriculums“ von Joseph Renzulli u.a., entworfen aus der Erfahrung der Hochbegabtenpädagogik, von ihm aber vorgeschlagen zur Förderung von SuS mit verschiedenen Begabungen und Bedürfnissen. Die Renzulli-Parallelen umfassen neben der Wissensbasis eines Themas dessen Vernetzung mit weiterem Wissen, die wissenschaftlichen Methoden der Entstehung und Anwendung sowie die Aspekte, die das Thema mit der Person der SuS in Beziehung setzen: Interesse, Nähe zu eigenen Zukunftsplänen, persönlicher Begabung oder Orientierung der sozialen Umgebung. Für alle diese Weiterungen des Themas ist die Variation des je zu wählenden Anspruchsniveaus ein weiterer Ausgangspunkt der Differenzierung.

Die erste Grundform ist die Wissensbasis. Ort: Stufenraum. Ein Lehrer, eine Stammgruppe bzw. Teilgruppe nach Plan.

Hier werden die in den Lehrplänen geforderten Inhalte knapp und strukturiert geboten (exemplarische Reduktion). Für die Darbietung gelten Regeln. Sie beziehen sich für LuL vor allem auf die explizite Vernetzung des gebotenen Inhalts mit Vorangegangenem und Folgendem sowie auf die klare Erläuterung der erwarteten Lernleistung. Die Anforderungen für SuS beziehen sich auf aktives Zuhören und eine Mitschrift, die während der Erstdarbietung vorbereitet werden soll. Die Grundform der Wissensbasis ist vollständig auf Rezeption eingestellt. Sie nimmt maximal 30 Minuten in Anspruch und tritt im Stundenplan nicht mehr als drei mal täglich auf.

Aufgrund des hohen Anspruchs bei der exemplarischen Auswahl und Darbietung der Inhalte wird für diese Grundform angestrebt, dass die LuL in den ersten Jahren ein schuleigenes Materialdepot entwickeln, das in den weiteren Jahren nach Bedarf genutzt und fortgeschrieben werden kann.

Die zweite Grundform ist das individuelle Arbeiten. Ort: Großraum, alle Lehr- und Förderkräfte, SuS der zusammengefassten Jahrgangsstufen.

Im individuellen Arbeiten wird das in der Wissensbasis Gebotene variiert (s.o. Renzulli-Parallelen). Diese Grundform dient der Individualisierung des Tempos, des Umfangs, der Richtung und des Anspruchsniveaus der fachlichen Arbeit. Sie wird bestimmt von der Kooperation zwischen dem „Kompetenzzentrum“ (s. Grafik) und den Lehr- und Förderkräften.

Diese Kooperation ist das Herzstück der individuellen Förderung. Im Kompetenzzentrum laufen die Informationen über die SuS zusammen (Aufnahmediagnostik, fortge­schriebene Beobachtungen der Lehrkräfte, Arbeitsergebnisse), die eine Bestimmung des „mittleren Anspruchs­niveaus“ der SuS ermöglichen („subjektiv schwer, aber bei Anstrengung lösbar“). Die konsequente Herausforderung jeder Schülerin und jedes Schülers auf diesem indivi­duellen Niveau ist eine wesentliche Voraussetzung für die angestrebte hohe Leistungsmotivation in der KPS.

Die Anliegen im individuellen Unterricht sind die persönliche Lernplanung und die Beratung der SuS durch die Lehr- und Förderkräfte der Schule. Inhaltlich geht es um die Absicherung der Wissensbasis und deren Erweiterung.  Eine besondere Bedeutung hat dabei die Entwicklung von Fragen.

Fragen zu stellen ist das didaktische Anliegen des individuellen Unterrichts mit Blick auf das anschließende forschende Arbeiten. Die Methodik für diese Aufgabe ist in den Publikationen zum Critical Thinking vielfältig dargestellt, für die Karl-Popper-Schule vorbildlich von Charles R. Pearce veranschaulicht (sein Erfahrungsbericht). Wichtig ist die Unterscheidung von Fragen, die durch Literatur-Recherche bearbeitet werden können, und anderen Fragen, die Experiment, Beobachtung, Analyse, Interpretation oder argumentativ begründete Entscheidung erfordern. Die erste Art gehört in das individuelle Arbeiten, die anderen Fragen führen hinein in die dritte Grundform des Unterrichts, das forschende Arbeiten.

Die dritte Grundform ist das forschende Arbeiten. Ort: Großraum,bei praktischer Notwendigkeit auch Nebenräume, alle Lehr- und Förderkräfte, SuS nach Fragestellungen gruppiert.

Das forschende Arbeiten ist in Form von Gruppenarbeit, überwiegend Kleingruppenarbeit, organisiert. Überwiegend kommen die SuS aus der gleichen Stammgruppe. In der Regel liegen die Fragen im Bereich der in der Wissensbasis gebotenen Inhalte, die im individuellen Arbeiten aufgenommen und erweitert worden sind. In einem von LuL geleiteten Lernprozess wird ab der Jgst. 5 nicht nur die Fähigkeit des Fragens entwickelt, sondern auch die methodische Kompetenz zur Erarbeitung von Antworten.

Die Fragen erfordern verschiedene Methoden der Bearbeitung: in den Geisteswissenschaften z.B. Text- und Quellenanalyse, vergleichende Interpretation, argumentative Auseinandersetzung (Debating), in den Sozialwissenschaften z.B.  Beobachtungen, Interviews, statistische Analyse, Modell- und Theorieanwendungen; in den Naturwissenschaften z.B. Messungen und Experimente.

Die Organisation des forschenden Arbeitens basiert auf den Schülerfragen und den von den SuS beigefügten Angaben, wie sie an die Beantwortung herangehen wollen. Entsprechend diesen Vorgaben (nicht aufgrund der Beratung und Zielsetzung der LuL) werden die benötigten Materialien bereit gehalten.

Die Ergebnisse des forschenden Arbeitens werden grundsätzlich von den SuS selbst in übersichtlichen  Berichtsformularen dokumentiert und für weitere Schüler der nachfolgenden Jahrgänge archiviert – denen dann auch die Aufgabe zufällt zu entscheiden, wie „richtig und falsch“ die Ergebnisse ihrer Vorgänger sind und gegebenenfalls Neufassungen zu erarbeiten. Die Materialien des Schülerarchivs bedürfen des Kritischen Denkens der SuS, die sie nutzen wollen.

Neben diesen drei Grundformen des Unterrichts steht als vierte der Projektunterricht am Nachmittag. Er fasst die Fächer zusammen, die das Ausdrucksverhalten der SuS ausmachen: Kunst, Musik, Sport und (Fremd-) Sprache. Grundsätzlich findet der Projektunterricht in der ersten Stufe auf Englisch, in der zweiten auf Französisch statt. Weitere Fachanteile kommen in Abhängigkeit vom Thema hinzu.

Im Projektunterricht sollen Themen über einen längeren Zeitraum geführt und immer in einem Produkt zusammengefasst werden: Arbeits-/Forschungsberichte, Videos, Theateraufführung, Zeitungsartikel, Denkmäler. …