Warum Leistungsdifferenzierung?

Die Differenzierung nach Leistungsniveau ist ein Auftrag der Fairness. Die Psychologie der Leistungsmotivation lenkt den Blick weg von Inhalten, Wissen und Interesse und richtet ihn statt dessen auf Emotionen der Lernenden, nämlich das Erleben von Selbst-wirksamkeit. Diese Selbstreferenz ist es, die die Grundlage für Leistungsmotivation bildet, im guten wie im ungünstigen Fall.

Ein Klick auf dieses Bild begründet, weshalb eine Differenzieung nach Leistungsniveau eine Frage der Fairness ist.  –  Im einzelnen kann das an dem Bild einer Waage nach-vollzogen werden, in deren einer Schale die Aufgabenschwierigkeit liegt, in der anderen die Anstrengungsbereitschaft einer/s Lernenden.

Links ist das Gewicht der Aufgaben-schwierigkeit, rechts das Gewicht der persönlichen Anstrengung. Lernende, die beides ausbalancieren können,  haben eine gute Grundlage für ihr Selbsttrauen. „Ich bin jemand, die/der den Herausforder-ungen gewachsen ist, sofern ich das will und mich anstrenge.“

Wie wichtig dieses „sofern“, die Bereit-schaft zur Anstrengung ist, wird an einer anderen Konfiguration der Waage deutlich. Hier ist die Aufgabe für die Lernenden so leicht, dass sie mit geringer Anstrengung zum Erfolg kommen. Der Sieg über die Aufgaben-schwierigkeit führt daher nicht zu der bestätigenden Rückmeldung über die eigene Tüchtigkeit; er ist kein Sieg, denn es gab keine Herausforderung, der man sich entgegen-stellen konnte. Daher entstehen in dieser Konstellation keine positiven Gefühle, sondern das Empfin-den von Belanglosigkeit, angesichts derer das bloße Erbringen der Leistung zur Zumutung an das Selbstbild wird (Unterforderung). Hier haben wir einen der häufigen Gründe für das Scheitern von Hochbegabten im Unterricht.)

In dieser dritten Konstellation geht es darum, dass die Lernenden eine relativ zu ihrem Lernstand zu anspruchsvolle Aufgabe erhalten. Die ihnen mögliche Anstrengung/ Leistungserbringung ist der
Aufgabe nicht gewachsen. Lernende, die über längere Zeit dieser Konstellation ausgesetzt sind, erhalten von der Aufgabe die Rückmeldung über eigenes Versagen: Ich bin trotz bester Anstrengung der Herausforderung nicht gewachsen. – Diese Lernenden sind in Gefahr, das Selbstbild eines Versagers zu akzeptieren oder sie lehnen sich dagegen auf, indem sie die Herausforderung als uninteressant, ungerecht … zurückweisen. Sie reagieren oppositionell.

Es kommt also darauf an, den Lernenden Herausforderungen zu bieten, die sie – Anstrengung vorausgesetzt – erfüllen können. Lehrerinnen und Lehrer müssen daher eine realistische Vorstellung von dem fachlichen Entwicklungsstand aller Lernenden besitzen, um jeder/jedem von ihnen ein für sie/ihn  m i t t l e r e s   A n s p r u c h s n i v e a u   zu bieten. Die Selbstreferenz über die eigene Tüchtigkeit ist dann die Grundlage des Selbstvertrauens und der Chance, in Zukunft auch schwierigere Herausforderungen anzunehmen, bis eine realistische Selbsteinschätzung der eigenen Möglichkeiten erreicht ist.

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Innere Differenzierung nach Anspruchsniveau des zu Lernenden

Differenzierung  Methode 1
Differenzierung Methode 2
Differenzierung Methode 3